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Ein Besuch musikträchtiger Schauplätze Luzerns

Spreuerbrücke: Darf ich um diesen Tanz bitten?

Spreuerbrücke

Bild vom Totentanz: Tod und Nonnen

Spreuerbrücke: Darf ich um diesen Tanz bitten? (Musik) Wir befinden uns im 14. Jahrhundert auf der Spreuerbrücke, im Mittelalter. Betrachte die Bilder über dir. Du siehst den «Danse macabre»- auf Deutsch: Den Totentanz! Was ist der Totentanz? Der Totentanz stellt dar, wie der personifizierte Tod, in Form eines Skeletts oder Mumie, mit Musik und Tanz, dem sogenannten Kettenreigen, die Lebenden in den Tod zieht. Der Kettenreigen ist ein Gesellschaftstanz, der im Mittelalter gerne an Höfen getanzt wurde. Der Tod kann seine Erscheinungsform ändern. Beispielsweise kann er eine Sichel, Schaufel oder Sense bei sich tragen und ist unterschiedlich bis gar nicht gekleidet. Oft spielt er auf einem Instrument. Meistens auf Blas- und Schlaginstrumenten, denn Pfeifen, Flöten, Dudelsack, Pauken und Trommeln galten als dämonische Instrumente. Blasinstrumente galten zusätzlich als unsittlich, da man beim Spielen das Gesicht verziehen musste. Ergänzend zu den Bildern finden sich auf einigen Totentänzen auch Sprüche. Wie beispielsweise beim Totentanz, den du hier auf der Spreuerbrücke siehst. Der Totentanz diente der Kirche zur Verbildlichung des Todes und dazu, ihre Busspredigten zusätzlich zu erläutern. Denn in dieser Zeit konnte die Mehrheit der Bevölkerung weder lesen noch schreiben. Inhalt der Busspredigten waren die Vergänglichkeit des Lebens, die Gleichheit aller vor dem Tod und das Ziel, ein gottgefälliges Leben zu führen. Der Totentanz soll zeigen, dass es für den Tod keine Rolle spielt, von welchem Stand jemand ist. Er holt jeden, ob Bauer oder König, Bischoff oder Jungfrau. Lauf nun bitte bis zur Kurve der Spreuerbrücke. Dort hängt ein Gemälde, auf dem du den tanzenden Tod und Nonnen siehst. Drücke nun Pause und höre die Aufnahme erst dann weiter an, sobald du das Gemälde gefunden hast. Der Vers lautet: «Jesus Maria wie will mir g` schätzen. Des Tods ich mich noch nit versätze. Mus es dan sein, so will ich dran zu Jesu minem Brütigam.» Was geschieht in dieser Szene? Wie wird der Tod abgebildet, spielt er ein Instrument und wenn ja, welches? Und wen möchte der Tod verführen? Wie du siehst, spielt ein Skelett auf einer Harfe und ein anderes auf einem Blasinstrument. Ein «entdämonisiertes» Instrument und ein dämonisches Instrument treffen aufeinander. Denn wie du bereits weisst, galten Blasinstrumente als obszön, doch die Harfe trägt eine andere Bedeutung. Sie galt als königliches Instrument. Die Harfe, auf welcher der Tod spielt, könnte also eine Anspielung auf die frommen Nonnen sein, die christlichen Glaubens waren und sich dem Tod widerstandlos hingeben wollten, um bei Jesus Christus zu sein. Doch warum gab es denn im Mittelalter den Totentanz? Seit dem 12. Jahrhundert fürchteten sich die Menschen vor Gott und vor dem, was nach dem Tod kommen könnte. Sie glaubten an Himmel, Hölle und Fegefeuer. Sie fürchteten sich vor dem Urteil Gottes, denn schliesslich wollten sie nicht in der Hölle landen. Aber auch vor dem Fegefeuer fürchteten sich die Menschen. Denn wer nach seinem Leben nicht direkt in den Himmel kam, aber in der Gnade Gottes starb, musste zuerst unter Qualen im Fegefeuer geläutert werden. Das heisst, er musste vor seinem Einlass in den Himmel von seinen Sünden gereinigt werden. Die Zeit im Fegefeuer konnte man verkürzen, indem man der Kirche viel Geld zahlte. Ablass zahlen sagt man dem. Man konnte auch für bereits verstorbene Menschen Ablass zahlen, um ihnen die Zeit im Fegefeuer zu verkürzen. Doch Martin Luther missfiel der Gedanke, sich von Sünden freikaufen zu müssen. Mit seinen 95 Thesen forderte er die Kirche dazu auf, den Ablasshandel zu beenden. Er war nämlich der Meinung, dass einem gläubigen Christen alle Sünden vergeben werden. Somit brachte er den Stein ins Rollen, der zur Reformation in Deutschland, geführt hat. In der Schweiz haben Huldrych Zwingli und Johann Calvin den Reformationsgedanken vorangetragen. Der Totentanz ist und war ein beliebtes Motiv in der Musik. So hat beispielsweise der Komponist Franz Liszt ein Werk für Soloklavier und Orchester komponiert, welches den Namen «Der Totentanz» trägt. Hören wir uns nun an, wie ein Tagebucheintrag eines Arztes im 14. Jahrhundert gelautet haben könnte. Er ist soeben von einer Totenmesse, einem Gottesdienst für Verstorbene, heimgekehrt. Das Dies Irae, das du nun hörst, ist fester Bestandteil der Totenmesse. (Musik) «13.05.1353. Ein Drittel der Stadt ist nun an den Folgen der Pest, Cholera und Unterernährung gestorben. Egal wo du dich befindest, der Tod hängt wie ein bleierner Vorhang über dir, verfolgt dich bis in deine Träume. Die Bevölkerung fürchtet sich. Die Menschen gehen jeden Tag in die Kirche, beten ununterbrochen und erhoffen sich so, einen Platz im Himmel zu bekommen. Ha! Die Kleriker und der Papst reiben sich dabei die Hände, während arme Menschen noch ärmer werden und die fetten Priester sich genüsslich über den Bauch streichen. Mit diesen verfluchten Ablassbriefen wird die Kirche nur reicher und die arme Bevölkerung realisiert nicht, dass sie dabei nur leere Versprechungen erhält. Wer weiss schon was nach dem Tod sein wird? Der Schrecken steht jedem Menschen ins Gesicht geschrieben. Jung, alt, reich, arm- der Tod holt früher oder später jeden. Und doch, etwas in mir glaubt an eine bessere Zukunft. Glaube ich doch fest daran, dass Gott ein barmherziger Hirt ist und sich bedingungslos um seine Herde kümmert. Jetzt hat mich meine Todesfurcht sogar zum Schaf gemacht! Wie dem auch sei… heute erwarten mich wieder viele Hausbesuche. Ist es doch ausweglos, diejenigen, die von der Pest befallen worden sind, werden nicht viel länger unter uns weilen können. Ich habe sogar neulich gehört, dass die Häuser einiger Pestkranken von aussen zugemauert wurden. Was geschieht nur mit uns? Was geschieht mit mir? Lieber Gott, solltest du meine Gebete erhören, bitte, bitte sei mit mir.»

Zusammenfassung:

Du befindest dich im Mittelalter.
Die Gemälde, die du siehst, stellen den Totentanz dar.
Der Totentanz stellt dar, wie der personifizierte Tod, in Form eines Skeletts oder Mumie, mit Musik und Tanz, die Lebenden in den Tod zieht.
Ergänzend zu den Bildern finden sich auf einigen Totentänzen auch Sprüche.
Der Totentanz diente der Kirche zur Verbildlichung des Todes und dazu, ihre Busspredigten zusätzlich zu erläutern.
In dieser Zeit konnte die Mehrheit der Bevölkerung weder lesen noch schreiben.
Die Menschen glauben an Himmel, Hölle und Fegefeuer.
Die Zeit im Fegefeuer kann man verkürzen, indem man der Kirche viel Geld zahlt (Ablass).
Martin Luther missfiel dieser Gedanken und hat den Stein der Reformation ins Rollen gebracht.
In der Schweiz haben Huldrych Zwingli und Johann Calvin den Reformationsgedanken vorangetragen.
Der Totentanz ist und war ein beliebtes Motiv in der Musik.
Der Komponist Franz Liszt hat ein Werk für Soloklavier und Orchester komponiert, welches den Namen «Der Totentanz» trägt.

Musik:

- Tanzmusik: Königliche Estampida
- Totenmesse: Dies irae, Gregorianischer Choral
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