Reussbrücke: Lass die Vernunft walten! Du befindest dich nun auf der Reussbrücke. Wirf noch einen letzten Blick zurück zur Spreuerbrücke. Du hast nun das Mittelalter verlassen und dich Richtung Jesuitenkirche auf den Weg gemacht. Stell dir diese Brücke nun als Brücke zwischen dem Mittelalter und dem Barock vor. Wir befinden uns somit in der Epoche der Renaissance. Kannst du dich noch daran erinnern, welchen Gedanken Martin Luther und Huldrych Zwingli vorangetragen haben? Genau, den Reformationsgedanken. In der Renaissance hat sich ein neues Selbstbild der Menschen entwickelt. Im Gegensatz zum Mittelalter glaubten die Menschen nicht mehr daran, dass sie einfach ihrem Schicksal ausgeliefert sind. Sie empfanden sich zunehmend als Individuum, welches selbst etwas bewirken konnte. Renaissance ist das französische Wort für Wiedergeburt. Wieso Wiedergeburt, fragst du? In dieser Zeit wurden die Kunst und Kultur aus der Antike wiederentdeckt und neu belebt oder eben «wiedergeboren». Die Renaissance gilt als das Zeitalter der Erfindungen und Entdeckungen. Christoph Columbus entdeckte 1492 Amerika. Galileo Galilei beschrieb das heliozentrische Weltbild und Leonardo da Vinci malte die berühmte Mona Lisa. Und wie Klang die Musik zu dieser Zeit? Wir hören uns nun ein Madrigal von Carlo Gesualdo an. Er war der Fürst von Venosa und eine sehr cholerische Person. Stell dir vor, er ermordete sogar seine Frau und deren Liebhaber. Das Stück, das du nun hörst, heisst «Moro lasso al mio duolo», «Ich sterbe matt vor Schmerzen». (Musik) Klingt ziemlich dramatisch, findest du nicht auch? Musik war in der Renaissance eine Sache des Herzens und des Gefühls. Der Mittelpunkt dieser Epoche war die mehrstimmige Vokalmusik. Also Musik, die nur gesungen wurde. Jede Gesangsstimme ist gleichberechtigt, das nennt man polyphon. Viele Komponisten stammen aus dem franko-flämischen Raum, dem heutigen Nordfrankreich und den Beneluxstaaten. Weshalb man die Musik der Renaissance häufig auch franko-flämische Vokalpolyphonie nennt. Das Komponieren gefühlvoller Musik war also nicht nur Sache der leidenschaftlichen Italiener. Eine weitere Erfindung der Renaissance war der Buchdruck, der um 1455 von Johannes Gutenberg erfunden wurde. Dadurch konnte beispielsweise der Reformationsgedanke schneller verbreitet werden. Aber auch Musiknoten konnten mit dem ersten Notendruck zehn Jahre später durch Ulrich Hahn schneller verbreitet werden. Wie du gehört hast, hat die Renaissance einige wichtige Entdeckungen und auch eine neue Weltanschauung hervorgebracht. So, machen wir uns nun auf den Weg in die Jesuitenkirche.