Matthäuskirche: Filmmusik oder Wagner? Wir befinden uns vor der Matthäuskirche. Diese Kirche wurde 1860/61 gebaut und gilt als die erste protestantische Kirche in der Zentralschweiz. Das Grundstück hat das Hotel Schweizerhof zur Verfügung gestellt und der Zürcher Architekt Ferdinand Stadler entwarf die dreischiffige, neugotische Basilika. Was Kirchen mit Schiffen zu tun haben, fragst du? Nun, eine Basilika weist drei Schiffe auf. Schiffe sind Raumteile, die der Länge nach parallel angeordnet sind. Das mittlere Schiff ist dabei das Höchste, das sogenannte Hauptschiff. Wieso diese Kirche für die Musikgeschichte von Bedeutung ist fragst du? In dieser Kirche hat einer der wichtigsten Opernkomponisten der Spätromantik geheiratet. Nämlich Richard Wagner. Er heiratete seine Cosima Liszt nachdem sie sich von ihrem Ehemann hat scheiden lassen. (Musik) Der Vater von Cosima, Franz Liszt, ihr kennt ihn noch von der Spreuerbrücke, sitzt gerade in seinem Arbeitsstudio und verfasst einen Brief an seine ehemalige Verlobte, und nun gute Freundin, Carolyne Sayn- Wittgenstein. Er erläutert sein Erstaunen über die Heirat seiner Tochter Cosima. «Wussten Sie von Cosimas Heirat? Ich habe davon erst acht Tage später aus den Zeitungen erfahren - Cosima schreibt mir seit über einem Jahr nicht mehr. Die Hochzeit wurde in der protestantischen Kirche in Luzern am 25. August vollzogen.» Die Beziehung zwischen Franz und seiner Tochter Cosima war schwierig. Cosima hatte eine Beziehung mit Richard Wagner begonnen als sie noch mit einem anderen Mann verheiratet war. Franz Liszt, konnte ihre Handlung nicht nachvollziehen. Cosima brach den Kontakt zu ihrem Vater ab. Dennoch schlossen Cosima und Richard im Jahre 1870 in der Matthäuskirche den Bund der Ehe. Seit 1866 lebten die zwei mit ihren Kindern in der Villa Tribschen in Luzern. Hier konnte Wagner, mit finanzieller Unterstützung von Ludwig II., dem damaligen König Bayerns, ein gutes Leben führen und viel komponieren. Hier beendete er «Tristan und Isolde» und «Die Meistersinger von Nürnberg». Zwei seiner bekanntesten Opern. Das Stück, welches du jetzt hörst, heisst «Der Ritt der Walküren». Es ist aus Richard Wagners Oper «Die Walküre» und gilt heute als Vorbild für viele Filmmusikkompositionen. (Musik) Schon zu seiner Zeit galt Richard Wagner als der Opernrevolutionär des 19. Jahrhunderts, da er eine neue Gattung erschaffen hatte: Das Musikdrama. Das Musikdrama ist ein Gesamtkunstwerk, bei der Musik, Malerei und Schauspiel gemeinsam ein ganzes Kunstwerk bilden. Nummernopern, die aus mehreren in sich geschlossene Musiknummern bestehen, wie zum Beispiel Mozarts «Don Giovanni», lehnte Wagner ab. Das war ihm wahrscheinlich viel zu ordinär. Seine Musik soll wie aus einem Guss entstanden sein, wo alle Künste miteinander verbunden werden. Zudem haben Wagner Opern einen riesigen Umfang. Sie können bis zu 5 Stunden dauern. Richard Wagner brachte aber nicht nur mit seiner neuen Gattung frischen Wind in die Welt der Musik. Ganz nach dem Prinzip «Aus alt mach neu» bediente er sich dem alten kompositorischen Prinzip der wiederkehrenden Themen. Er nannte diese wiederkehrenden Themen «Gefühlswegweiser». Heute spricht man aber von Leitmotiven. Stelle dir ein Leitmotiv als kurze Melodie vor, die eine bestimmte Stimmung erzeugt. Sie kann aber auch an eine Opernfigur gebunden sein. Aber wie langweilig wäre es, wenn diese Motive immer gleichbleiben würden? Sehr! Wagner hat also je nach Situation, die Leitmotive angepasst. Richard Wagner war von seiner neuen Kunst, die er erschaffen hatte, so angetan, dass er ein eigenes Festspielhaus haben wollte, wo nur seine Musik gespielt werden sollte. Und tatsächlich, 1876 hat er sein eigenes Festspielhaus in Bayreuth erhalten. Bevor Wagner jedoch nach Bayreuth gezogen ist, hat er mit seiner Familie, wie bereits erwähnt, im Tribschenquartier hier in Luzern gewohnt. In diesem Haus befindet sich heute das Wagnermuseum. Wenn du also mehr über Richard Wagner wissen möchtest, schau doch im Wagnermuseum vorbei!